Startschuss für Kasernen-Übernahme
Briten-Abzug: Stadt treibt Planungen für Flughafen und Mansergh-Barracks voran
VON THORSTEN GÖDECKER
Gütersloh. Die Zukunft von Heidenelke und Magerrasen auf dem Flughafen-Areal scheinen weder den CDU-Fraktionsvorsitzenden Heiner Kollmeyer noch die Stadt zu kümmern. Kollmeyer hat das im Rat gesagt, Bürgermeisterin Maria Unger geht in einer Vorlage für den Hauptausschuss unbeeindruckt von der seltenen Artenvielfalt davon aus, dass an der Marienfelder Straße ein Gewerbegebiet ausgewiesen wird. Rätselraten herrscht noch immer über die Größe der zur Verfügung stehenden Flächen.
Die Bürgermeisterin kündigt jetzt eine von NRW-Urban gesteuerte Projektkoordination an, denn es sei erkennbar, "dass die Vielfalt der vorliegenden Informationen dringend planerisch integriert, bewertet und in einen einheitlichen Plan zur Verfügung gestellt werden müssen". NRW-Urban ist eine 100-prozentige Beteiligungsgesellschaft des Landes, seit 2009 Nachfolgerin der Landesentwicklungsgesellschaft LEG und kümmert sich auch um die Nachnutzung militärischer Anlagen.
Stadtbaurat Henning Schulz sagt, dass NRW-Urban dem Ausschuss am 31. März die Arbeitsergebnisse des vergangenen Jahres vorstellen werde. Zu konkreten Zahlen über die Aufteilung des Areals könne aber auch er keine Angaben machen. "Soweit sind wir noch nicht. Das müssen die noch ausstehen Planungen zeigen".
Im Februar 2013 war NRW-Urban unter dem Titel "Grün bleibt Grün" zu der Erkenntnis gelangt, dass maximal 100 der zirka 340 Hektar großen Fläche für Gewerbeansiedlungen nutzbar seien. Unger führt in der Vorlage aus, dass Versmold, Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz ihr Interesse an einer Beteiligung am interkommunalen Gewerbegebiet auf dem Flughafen bekundet hätten. Auch Rheda-Wiedenbrück, Borgholzhausen Halle, und Werther hätten "grundsätzliches Interesse" signalisiert. Sogar Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen hat Interesse; ihm ist der Stand der Gütersloher Planungen aber noch zu unkonkret. "Kein Interesse" signalisierten hingegen Schloß Holte-Stukenbrock, Rietberg und Steinhagen. Verl und Langenberg haben auf das Schreiben aus Gütersloh nicht reagiert.
Sollte sich der interkommunale Gedanke großflächig durchsetzten, dann könnten neun Kommunen versuchen, an der Marienfelder Straße Gewerbe anzusiedeln - auf 100 Hektar. Die Bezirksregierung beziffert das Gewerbeflächendefizit von Gütersloh auf mehr als 50 Hektar. "Das ist nicht mehr maßgeblich", sagt Schulz. Dieser Bedarf verdanke sich einem rein mathematischen Verfahren. "Zukünftig werden wir die konkreten Bedarfe mit den heimischen Unternehmen gemeinsam ermitteln", so Schulz.
Unger und Schulz warnen davor, sich hinsichtlich der Gewerbeflächen nur auf das Flughafen-Areal zu konzentrieren. "Dort geht es nur um die Ansiedlung störenden Gewerbes", erklärt Schulz. Immissionsfreiere Ansiedlungen könnten und müssten laut Landesentwicklungsplanung zukünftig siedlungsnah realisiert werden. Und hier kommen die die Mansergh-Barracks an der Verler Straße ins Spiel. "Wir beginnen jetzt die Planungen auch für dieses Areal, weil wir das parallel betreiben müssen." Schulz geht davon aus, dass die Briten die Mansergh-Barracks Ende 2018 räumen werden - zwei Jahre später als den Flughafen. "In Planungszeiträumen ist das ein Wimpernschlag", sagt der Stadtbaurat. Obwohl das Gelände an der Verler Straße in erster Linie ein Stadtentwicklungsprojekt sei und völlig andere Voraussetzungen mit sich bringe als der Flughafen, gelte es auch hier, das Gewerbeflächendefizit zu bedenken. "Wir wollen verhindern, dass weder der Flughafen noch die Mansergh-Barracks brachliegen, wenn die Briten abziehen. Schulz strebt eine sofortige Anschlussnutzung an und gibt zu, dass er sich damit ehrgeizige Ziele steckt.
Um den Prozess der Entwicklung des Flughafen-Areals zu beschleunigen, bietet NRW-Urban die Einrichtung eines Arbeitskreises und die Projektsteuerung an. Auch die Kosten für Weiterverwendung, Abriss und Entsorgung der Gebäude der Princess Royal Barracks und der dort zu findenden Altlasten will die Landestochter für die Stadt ermitteln. Die Konversionsexperten im Landesauftrag gehen von "großflächigen Demontagen und Abrissen" aus. Die für eine militärische Verwendung vorgesehen Strukturen kollidieren in den Augen der Planer mit den Bedürfnissen eines Gewerbegebietes. Schulz kündigt an, dass die Stadt zusätzlich ein externes Planungsbüro beauftragen werde, um "die planerischen Stränge übereinanderlegen zu können".
Ziel ist ein Strukturentwicklungsplan, der Ende des Jahres vorliegen soll. Anfang 2015 plant die Stadt ein Wettbewerbsverfahren. "Der daraus entwickelte Plan ist dann Grundlage für die zukünftigen Bebauungspläne", heißt es in der Vorlage. Gleichzeit soll das Jahr genutzt werden, um auch die Möglichkeiten für die Mansergh-Barracks auszuloten. Auch hier sieht die Stadt Urban-NRW in der Verantwortung.
Für die Kaserne an der Verler Straße führt die Bundesvereinigung der Landes- und Stadtentwicklungsgesellschaften in diesem Jahr einen städtebaulichen Wettbewerb für Studenten durch. "Der Wettbewerb fällt uns in den Schoß und bescherrt uns sicher eine Menge Ideen. Er richtet auch bundesweit den Fokus auf den Standort", sagt Schulz.