Vom Wert der Dunkelheit für Mensch, Natur und Klima
Ein Jahr lang wurden in Gütersloh die Straßenlaternen von 0 - 4 Uhr bzw. 2 - 6 Uhr bis auf einige wichtige Plätze ausgeschaltet. Gütersloh war eine der wenigen deutschen Großstädte, die nachts flächendeckend abschalteten. Mit diesem Quasi-Alleinstellungsmerkmal hätte die Stadt Vorbild für viele andere Städte und Gemeinden sein können. Die Abschaltung wurde jedoch von Bürgermeister Norbert Morkes eigenmächtig aufgehoben.
Die Arbeitsgruppe "Nacht" der Klimawoche Gütersloh bietet nun einen Informationsabend mit der Referentin und Nachtschutzbeauftragten des Kreises Fulda, Sabine Frank an, um den Sinn und die Vorteile dieser Nachtabschaltung fundiert zu diskutieren. Im Anschluss an den Fachvortrag findet ein Nachtspaziergang mit dem BIOpraxmatiker und Artenschutzsachverständigen Thomas Bierbaum statt. Er wird dabei die unterschiedlichen Lichtquellen in der Stadt und ihre Auswirkungen auf Mensch und Tierwelt erläutern.
Der Vortrag findet am 9.12.23 um 17:30 Uhr im Bambi-Kino, Bogenstr. statt.
Der Nachtspaziergang beginnt am selben Tag um 19:30 Uhr, Treffpunkt ist vor dem Bambi.
Beide Veranstaltungen sind kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Durch Artenrückgang und Insektensterben ist das Thema Lichtimmissionen in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen und in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Im Bundesimmissionsschutzgesetz ist Kunstlicht je nach Art, Dauer und Ausmaß bereits viele Jahre als schädliche Umwelteinwirkung erfasst und mit der im Sommer 2021 beschlossenen Änderung des Bundesnaturschutzgesetz (Insektenschutzgesetz) hat der neu eingefügte § 41a explizit den Schutz von Tieren und Pflanzen vor schädlichen Auswirkungen von Außenbeleuchtung zum Ziel.
Gleichzeitig sorgen der Preisverfall bei der Erzeugung von Licht durch höhere Effizienz der Leuchtmittel sowie die Massentauglichkeit der LED zu einer Anhebung des Beleuchtungsniveaus. Schlicht gesagt wird immer öfter, mehr und länger, bunter beleuchtet mit entsprechenden Auswirkungen auf Tierwelt, Ortsbild, Nachbarschaft, Klima/Energie und Sternenhimmel. Dem gegenüber bestehen rechtliche und technische Unsicherheiten und es fehlen Strategien beim Umgang mit Kunstlicht – auf kommunaler Ebene ebenso wie bei politischen Entscheidungsträgern, Planern oder Naturschutzverbänden.
Der Fachvortrag soll fit machen für mehr Nachtschutz und Lebensqualität. Er handelt vom Wert der Nacht, gibt eine Definition von Lichtverschmutzung und beschreibt die Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt und die davon abgeleiteten Anforderungen an eine umweltverträglichere Beleuchtung. Er greift auch das Thema objektive und subjektive Sicherheit bei Dunkelheit auf und nennt mögliche Handlungsmaßnahmen für Bebauungspläne und Bauvorhaben. Und natürlich geht es um den bestirnten Himmel über Gütersloh.
Sabine Frank arbeitet in der Fachstelle Sternenpark des Biosphärenreservats UNESCO Rhön beim Landkreis Fulda und ist Aktive im Hessischen Netzwerk gegen Lichtverschmutzung.
Kontakt: mail@klimawoche-guetersloh.de