Klares Votum für Böning-Brüder

Quelle: 
Neue Westfälische, Gütersloher zeitung, 19.09.2013

Weberei-Konzept überzeugt auch den Kulturausschuss

VON THORSTEN GÖDECKER Gütersloh. Wenn Sie heute in den Verhandlungen mit Kulturdezernent Andreas Kimpel keinen Rückzieher machen, dann werden die Brüder Steffen und Tim Böning spätestes ab dem 1. Januar 2014 die neuen Herren der Weberei sein. Das beschloss gestern der Kulturausschuss einstimmig bei Enthaltungen der fünf Sozialdemokraten und des BfGT-Vertreters. Kimpel soll auch versuchen, die Brüder davon zu überzeugen, das soziokulturelle Zentrum schon am 1. Oktober zu übernehmen. 

Steffen und Tim Böning saßen im Publikum als vor allem Wilko Wiesner (CDU) und Thomas Ostermann (SPD) wenig über Konzepte aber viel über Vergangenheitsbewältigung stritten. Es ging um die Sitzung der Auswahlkommission, die am 15. August getagt hatte, und zu der Empfehlung gekommen war, die Weberei in die Hände der Brüder zu legen. Während Wiesner "noch nie ein so objektives und transparentes Verfahren" meint erlebt zu haben, und betonte, dass die Entscheidung "nichts mit einer politischen Vernetzung der Bewerber" zu tun gehabt habe, fühlten sich die Sozialdemokraten Matthias Trepper und Eckhard Möller von Wiesner in der Kommission überrumpelt. Der hatte vorgeschlagen, einer Bewertungsmatrix abzuarbeiten. Weil es in der Kommission keinen Widerspruch gegeben habe, sei so verfahren worden, stellte Kulturdezernent Kimpel fest. Trepper betonte, dass er wiederholt darauf verwiesen habe, dass er die Bewerbungen in der Fraktion zu beraten gedenke, bevor das Ergebnis der Kommission öffentlich gemacht werde. Wiesner hatte veranlasst, dass nach der Sitzung eine Presseerklärung mit der Empfehlung der Kommission versand worden war. Wiesner verwahrte sich stehend gegen die Unterstellung, er habe die beiden Sozialdemokarten genötigt, sich an seinem Verfahren zu beteiligen. Weil Thomas Ostermann erneut darauf verwies, dass ein weiterer 100.00-Euro-Zuschuss für den bisherigen Weberei-Betreiber Pari-Sozial einen Neuanfang einfacher, weil entspannter gemacht hätte, unterstellte Wiesner ihm "mangelnden wirtschaftlichen Sachverstand". "Auf diese Weise werden wir in Zukunft nicht mehr konstruktiv zusammenarbeiten", sagte Wiesner. Die Sozialdemokarten hätten als einzige Fraktion immer auf der Seite Pari-Sozials gestanden und deren Tun nie kritisch hinterfragt. "Mit Ihren Ansichten zur Weberei sind sie in den 1980er Jahren stehen geblieben", sagte Wiesner den Genossen. Die wiederum versuchten die drei noch verblieben Bewerber in eine neue Reihenfolge zu bringen. Nicht die Böning-Brüder stehen für die SPD an erster Stelle, sondern das Team um Matthias Kirchhoff und Ben Hensdiek. Der Versuch wurde mehrheitlich abgelehnt. Den Sozialdemokraten ist das Böning-Konzept vom Bürgerkiez zu sehr auf Gütersloh zugeschnitten. Man müsse die Möglichkeiten der Region nutzen und nicht Bielefeld-Bashing betreiben, sagte Thomas Ostermann, dem auch aufstößt, dass in der gGmbh die Bereiche Verwaltung, Gastronomie, Wissen und Begegnung und Verwaltung umfasse und die Kultur als eigene GmbH geführt werden soll. "Wen und was bezuschussen wir da, fragt ich der Sozialdemokrat. Norbert Bohlmann von der UWG regte an, dass die unterlegenen Bewerber ihre guten Ideen vielleicht auch noch in das Böning-Konzept integrieren könnten. Schnell trifft sich der Kulturausschuss wieder. In der nächsten Woche soll Kimpel ausführen, wie es ab dem 1. Oktober weitergeht. Die Zeit drängt, denn am 30. September läuft für die Mitarbeiter das Insolvenzgeld aus. "Der sozialen Verantwortung sind wir uns bewusst", sagte Wiesner und Ostermann versprach, nach der Entscheidung die neuen Betreiben konstruktiv zu begleiten.