In zehn Jahren in die digitale Zukunft

Quelle: 
Neue Westfälische, Gütersloher Zeitung, 23.09.2014

"Breitband Masterplan" für den Kreis Gütersloh sieht Investitionen von 40 Millionen Euro bis 2025 vor

VON EIKE J. HORSTMANN Kreis Gütersloh. Schnelles Internet ist im Kreis Gütersloh ein relativer Begriff. Während in den Ballungsgebieten bereits hohe Geschwindigkeiten möglich sind, sind ländliche Bereiche weit abgehängt. Dies zu ändern, hat sich der Kreis bei der Ausschreibung eines "Digitalen Breitband Masterplanes" auf die Fahnen geschrieben. Seit April arbeiteten der Zweckverband Infokom Gütersloh und die Düsseldorfer Consulting-Firma Micus an der Erstellung des Planes. Jetzt wurden die Ergebnisse vorgestellt. 

Stellten den Masterplan vor: Andreas Poppenborg (Geschäftsführer Interkom Gütersloh, v. l.), Landrat Sven-Georg Adenauer, Harsewinkels Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide und Hubert Kochjohann (regio IT). FOTO: RAIMUND VORNBÄUMEN

"Leistungsfähige Internetverbindungen sind für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung eine Grundvoraussetzung", sagt Landrat Sven-Georg Adenauer bei der Präsentation der Resultate. Diese allen Bürgern und Gewerbetreibenden zur Verfügung zu stellen, sei eine "gewaltige Aufgabe", die durch den Masterplan bis zum Jahr 2025 bewältigt sein soll. "Fibre-To-The-Building", also "Glasfaser bis zum Gebäude" lautet das große Ziel: Innerhalb von zehn Jahren sollen möglichst viele Haushalte und Unternehmen im Kreisgebiet an ein möglichst flächendeckendes Glasfasernetz angebunden und Bandbreiten von 100 MBit und auch darüber hinaus Standard sein. Die Ausgangslage dafür sei nicht schlecht, so Infokom-Geschäftsführer Andreas Poppenborg: "Durch die zentrale Lage gibt es eine gute Infrastruktur, auf die man aufbauen kann." Die dem Plan vorangestellte Bestandsaufnahme zeigte, dass im Kreis Gütersloh 27 an das Glasfasernetz angeschlossene Hauptverteiler vorhanden sind. Die daran angeschlossenen Kabelverzweiger seien jedoch noch mit Kupferkabeln ausgerüstet, wodurch die Bandbreite - je nach Entfernung - deutlich abnähme. Um mit der Glasfasertechnologie in die Fläche gehen zu können, wurde für die 13 beteiligten Gemeinden und kreisweit 219 Gewerbegebiete ein straßengenaues "Leerrohr-Konzept" inklusive der notwendigen Hausanschlussleitungen erstellt. Diese wurden dann - auch mit Blick auf die bereits vorhandenen Glasfasernetze und Leerrohrstrecken - zu einem kreisweiten Konzept zusammengeführt.

Bis ins Detail: Für das Leerrohrkonzept wurden - wie hier für Gütersloh - alle Straßenzüge und Hausanschlüsse erfasst.

Das Resultat: "Wollte man den gesamten Kreis mit einem Breitbandnetz ausbauen, so müsste insgesamt ein Netz von 5.238 Kilometern realisiert werden, um alle 153.915 Haushalte erschließen zu können", so Poppenborg. "Die Kosten würden rund 84 Millionen Euro betragen." Dieses Volumen würde aber drastisch sinken, wenn bereits vorhandene Infrastruktur berücksichtigt und Leerrohre bei ohnehin geplanten Baumaßnahmen mitverlegt würden. "Dadurch würden die Kosten auf etwa 33 Millionen reduziert werden", sagt Poppenborg. Voraussichtlich von dem Leerrohrkonzept ausgeklammert sind Außenbereiche. Hier sollen alternative Technologien wie etwa Richtfunk Bandbreiten von zumindest 30 MBit ermöglichen. Je nach Art der technischen Umsetzung würden hier noch einmal Kosten in Höhe von fünf bis sieben Millionen Euro anfallen. Im Verwaltungsausschuss der Infokom haben sich neben dem Kreis auch die beteiligten Kommunen bereits dafür ausgesprochen, dass das Projekt unter Federführung der Infokom fortgesetzt wird. Denn nach der Erstellung des Masterplanes beginnt laut Poppenborg nun der spannende Teil: Die Umsetzung. Dafür würden jetzt die Ergebnisse auch in den Kommunen vorgestellt. "Das ist wichtig, damit die Städte und Gemeinden sich weiter aktiv in das Projekt einbringen können", so die Bürgermeisterin von Harsewinkel, Sabine Amsbeck-Dopheide.

INFO: Backbones

Für den Ausbau des Glasfasernetzes werden unter anderem sogenannte "Backbones", grob übersetzt "Hauptstränge", genutzt. Dazu gehören im Kreis Gütersloh die Autobahnen A 2 und A 33 sowie die durch den Kreis führenden Hochspannungs- und Gasleitungen. Diese Stränge erreichen sehr hohe Datenübertragungsraten. (he)