„Lokaler Kiez mit kosmopolitischem Flair“
Tim und Steffen Böning bewerben sich um die Trägerschaft der Weberei
Neben Matthias Markstedt (Wapelbad), Norbert Morkes (BfGT) und dem Trio um Matthias Kirchhoff (Gütersloher TV, GTown Music) haben sich auch die Brüder Tim und Steffen Böning um die Trägerschaft der Weberei beworben.
Tim Böning (37) ist Geschäftsführer der Berliner Konzertagentur „Der Bomber der Herzen“, sein Bruder Steffen Böning (39) Medienmanager in Gütersloh. „Seit ich 15 Jahre alt war, kenne ich die Weberei“, sagt Tim Böning, dessen Familie in Gütersloh wohnt. Er habe seine Heimat und speziell die Weberei nie aus den Augen verloren, habe in der Vergangenheit den ein oder anderen musikalischen Event (zuletzt die Band „Recate“) in die Weberei oder auch auf den Dreiecksplatz geholt. „Dienst an der Heimat“ nennt er dies.
Er feiere immer noch seine Abi-Wiedersehensfeier jährlich in der Weberei, habe ihre Hochzeit miterlebt, aber auch die Querelen in den vergangenen Jahren verfolgt. Er und sein Bruder sehen in dem Bürgerzentrum ein großes Potenzial für Gütersloh, eine Stadt, die als Medienhochburg kulturell zuweilen arg „provinziell“ daherkomme. Natürlich wolle man der Weberei kein „Großstadtkonzept“ überstülpen. Aber was spreche dagegen, neue Impulse zu setzen, so dass Gütersloh auch mit dem benachbarten Bielefeld in Konkurrenz treten könne.
Die in der Berliner Agentur erworbenen Kontakte und Netzwerke wären da Gold wert. Die Konzertagentur (sechs Angestellte) vertrat Künstler wie Bushido und vertritt zur Zeit „Die Atzen“, zunehmend aber auch amerikanische Künstler wie Macklemore and Ryan Lewis. „Generell soll die Weberei wertiger werden und breitere Zielgruppen ansprechen. Eine günstige Pizza im Biergarten schließt einen Sternekoch im Bistro nicht aus“, sagt Steffen Böning. Kontakte zu einem namhaften Gastronomen, ebenfalls mit Beziehungen nach Berlin, seien geknüpft. In der Gastronomie soll es eine klare Unterteilung in Biergarten, Kneipe und Bistro geben, „um neben dem Cocktail nach dem Kino auch ein hochwertiges ,Vine & Dine’-Menü anbieten zu können.“
Das 25-seitige Konzept sehe weder vor, alles auf den Kopf zu stellen, noch die Weberei zu stark zu kommerzialisieren. Dennoch sei klar, dass ohne ökonomisch erfolgreiche Bereiche wie Gastronomie, Partys oder Vermietungen kein adäquates Kulturprogramm oder die Arbeit der „sozialen Werkstätten“ möglich sei. Wie die anderen Bewerber setzt auch das Duo auf Bürger-partizipation. Es solle einen Bürgerbeirat geben, dessen Sprecher Mitglied der erweiterten Geschäftsführung ist. Daneben soll das Förderprogramm ausgeweitet werden. „Schon für kleinere Beträge könne man „Weberei-Aktionär“ werden und nach erfolgreichen Jahren eine Dividende in Form von Rabatten und Ticktes erhalten.
Prinzipiell sei es wichtig, dass die Weberei ihren „VHS-LightCharakter“ verliere, modernisiert werde. Es sei angedacht, ein kleines Aufnahmestudio zu installieren und als Sprungbrett für Jugendliche eine Beratungsstelle für Schüler im Bereich Medien und Kommunikation. Als Betriebsform sei eine gemeinnützige GmbH angedacht oder eine Holding. Tim Böning kann sich sehr gut vorstellen, seinen Wohnsitz wieder nach Gütersloh zu verlegen. Ob er hier eine Außenstelle seiner nach eigenen Angaben expandierenden Agentur eröffne, bliebe abzuwarten. Ihm sei klar, dass eine Präsenz vor Ort wichtig sei und dass man eine Institution wie die Weberei „nicht nebenbei“ führen könne.