Hallenbad auch ohne Sprungturm teurer

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Die Glocke online, 14.04.2012

  Gütersloh (din) - Knapp 7000 Unterzeichner haben 2011 das Aktionsbündnis für ein sportgerechtes Hallenbad unterstützt. Der Aufsichtsrat der Stadtwerke hat die Bäderleitung beauftragt, einen Neubau am Nordbad samt Lehrschwimmbecken zu planen und die Kosten für einen Drei-Meter-Sprungturm zu prüfen. Beide Varianten – mit und ohne Sprungturm – dürften nach Informationen der „Glocke“ den Kostendeckel von fünf Millionen Euro übersteigen.

 

Mit dem Anfang des Jahres angetretenen SWG-Geschäftsführer Ralf Libuda (42) wurden die Planungen gleichsam wieder auf Null gesetzt. Die Stadtwerke beauftragten die Bielefelder Ingenieursgesellschaft Constrata mit der Planung des neuen Hallenbads. Constrata ist nach eigenen Angaben in Deutschland Marktführer im Bereich Sport- und Freizeitbäder und hat etwa in Osnabrück im Auftrag der Stadtwerke den Neubau des Nettebads realisiert, als Libuda dort kaufmännischer Leiter war.

Gleichzeitig wurde eine Planungsgruppe einberufen, zu der vom Aktionsbündnis auch Peter Offers (Vorsitzender Gütersloher Schwimmverein), Annette Böker (zweite Vorsitzende der Behinderten-Sportgemeinschaft) und Hans-Dieter Hucke (Vorsitzender Deutsche Lebensrettungsgesellschaft und CDU-Ratsherr) gehören. Bei einem zweiten Treffen im März stellte Constrata erste Ergebnisse vor. Danach soll das neue Hallenbad ein 25-Meter-Schwimmbecken mit fünf Bahnen und ein gut 1,80 Meter tiefes Lehrschwimmbecken mit Hubboden umfassen. Außerdem sind Umkleiden vorgesehen. Schon diese Variante erreicht nach Informationen der „Glocke“ die vom früheren SWG-Geschäftsführer Lorenz Siepe genannte Grenze von fünf Millionen Euro. Dem Vernehmen nach sollen alle früheren Kostenschätzungen – etwa 3,4 Millionen Euro für eine reine Schwimmhalle – auch deshalb zu niedrig gewesen sein, weil Planungskosten nicht enthalten waren.

Ein Sprungturm ist bislang nicht vorgesehen. Er würde das Vorhaben samt einer notwendigen Vertiefung des Schwimmbeckens und baulicher Anpassungen um einen mittleren sechsstelligen Betrag verteuern. Zwei mögliche Standorte haben sich herauskristallisiert: zwischen Aufsichtsgebäude und Kasse, wie ursprünglich geplant, und entlang der Goethestraße, wo sich jetzt Duschen und Sammelumkleiden befinden.

Parallel, so will es die Arbeitsgruppe, sollen auch die Sanierungskosten für das Hallenbad, die auf 5,2 Millionen Euro veranschlagt wurden, neu berechnet werden. Ralf Libuda und Bäderchef Michael Sucker waren am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Mit dem Lehrschwimmbecken wird eine zentrale Forderung des Aktionsbündnisses erfüllt. Mit dem Verzicht auf einen Sprungturm und auf ein tieferes Becken werden zwei Forderungen vor allem der DLRG und des Tauchsportclubs indes nicht erfüllt.

„Wir können dann unsere Ausbildung nicht mehr durchführen“, sagte der DLRG-Vorsitzende Hans-Dieter Hucke auf Anfrage der „Glocke“. Für Rettungsschwimmer, Schwimmscheine und die Ausbildung von Aufsichten sei ein Sprungturm Voraussetzung. Letztlich werde mit einem Verzicht die ganze Arbeit der DLRG gefährdet bis hin zum sommerlichen Aufsichts-Einsatz in Pelzerhaken (Ostsee), wenn es an Rettungsschwimmern mangele.

Nach Herzebrock, Sennestadt oder im Sommer ins Nordbad auszuweichen, wie vorgeschlagen, sei nicht praktikabel sagte Hucke. Bei einer Beckentiefe von zwei Metern werde auch der Tauchsportclub seine Arbeit einstellen müssen.

Hucke: „Es war klar, dass das Büro von den Stadtwerken eingenordet wird.“ Ohne Sprungturm sei womöglich die Sanierung des heutigen Hallenbads die bessere Lösung, erklärte der Rettungsschwimmer. Als letzte Option schloss er auch ein Bürgerbegehren nicht aus, mit dem die Gütersloher Vertreter im Aufsichtsrat entsprechend angewiesen werden könnten. Die notwendigen Unterschriften „bekommen wir locker zusammen“, sagte Hucke. „Das ist überhaupt kein Problem.“ Er will dies allerdings ausdrücklich „nicht als Drohung“ verstanden wissen.

Kommentare

Es tagt also im 'stillen Kämmerlein' eine sogenannte Arbeitsgruppe bestehend aus drei VertreterInnen Gütersloher Schwimmvereine, wovon ein Vereinsmitglied gleichzeitig in der CDU ist, und natürlich Vertreter der SWG.
Aufgabe: Planung/Vorüberlegungen eines neuen (?) Hallenbades.
Was ist eigentlich mit der einstimmig im Hauptausschuss beschlossenen Resolution / offenen Brief an die Bürgermeisterin passiert?
Hier wurde gerade auch von den Vereinen und der BI 'Demokratie Wagen' Offenheit und Transparenz eingefordert. Geht es doch um wahrlich viel Geld. Nicht nur die Mitglieder der Schwimmvereine sind hier gefragt, sondern jede Bürgerin, jeder Bürger Güterslohs, denn sind es doch sie, die in der Freizeit auch das Bad nutzen würden.
Und: Wie werden die Schulen eingebunden? Mehrfach wurde schon darauf hingewiesen, dass viele Schulen im Zentrum Güterslohs das alte Hallenbad fußläufig erreichen können. Wer trägt die Kosten bei einem neuen Bad, das dann nur mit dem Bus erreichbar sein wird.
Dem Bericht ist interessanterweise zu entnehmen , dass offensichtlich neue Berechnungen der Sanierungskosten des alten Hallenbades ge- überprüft werden...
Das Hallenbad wird- auch wenn es nicht ursächlich mit dem städtischen Haushalt verbunden werden kann- sicher im kommenden Bürgerhaushalt auf der Vorschlagsliste stehen!