Brüder wollen die Weberei erneuern

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Die Glocke online, Gütersloh, 25.07.2013

Der Bertelsmann-Manager Steffen Böning (39) und sein Bruder Tim Böning (37), Inhaber der Künstler- und Konzertagentur „Der Bomber der Herzen“ in Berlin, wollen die Weberei übernehmen. Sie haben eine von insgesamt fünf Bewerbungen eingereicht. „Wir sind beide Gütersloher, die die Weberei noch als erfolgreiches Kulturzentrum aus unserer Jugend kennen“, sagte Steffen Böning am Mittwoch der „Glocke“. Er will sich selbst zunächst nur ehrenamtlich einbringen und die Bewerbung auch als Ausdruck bürgerschaftlichen Engagements verstanden wissen.

„Wir haben das Know-how und die Kontakte“, so Böning. Zum Team gehört außerdem ein Bielefelder Gastronom, der noch nicht genannt werden möchte. Das Konzept trägt den Titel „identitätsstiftender Bürgerkiez“. Es sehe weder vor, alles Derzeitige auf Kopf zu stellen, noch die Weberei zu stark zu kommerzialisieren. „Dennoch wird klar, dass ohne ökonomisch erfolgreiche Bereiche wie Gastronomie, Vermietung oder Partyveranstaltungen weder ein adäquates Kulturprogramm noch die Arbeit der sozialen Werkstätten möglich ist“, erklären die Brüder unisono.

 

Die Veranstaltungen sollen über die Agentur abgewickelt werden, für die übrigen Bereiche ist eine gemeinnützige GmbH geplant. Generell solle die Weberei wertiger werden und breitere Zielgruppen ansprechen. „Eine günstige Pizza im Biergarten schließt ein Spitzenkoch-Event im Bistro nicht aus“, erklärt Steffen Böning. Kneipe, Bistro und Biergarten sollen klar getrennt werden. Auch ein werktäglicher Mittagstisch sowie Weinverkostungen tauchen in dem Konzept auf. Daneben sollen nach wie vor Bürgergruppen, Vereine und Initiativen in der Weberei einen Treffpunkt und Ort zum kreativen Arbeiten finden. Zudem ist ein professioneller Tagungsservice für Firmen und Institutionen geplant. Den gesamten Veranstaltungsbereich will Tim Böning mit einer Dependance seiner Berliner Agentur managen. „Wir müssen wieder wertige, innovative Kultur nach Gütersloh holen“, sagt der 37-Jährige, der unter anderen die Band „H-Blockx“ betreut und mit dem Musikproduzenten und Schlagzeuger Steffen Wilmking sowie dem Comedian Simon Gosejohann befreundet ist. In Summe setzt das Konzept der Bönings stark auf Bürgerpartizipation. Es soll einen „Bürgerbeirat“ geben, dessen Sprecher Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung werden soll. So könnten Initiativen wie „Bürger machen Programm“ schnell und effizient umgesetzt werden. Daneben werde das Förderprogramm ausgeweitet. Schon für kleinere Beträge könne man „Weberei-Aktionär“ werden und nach erfolgreichen Jahren eine „Dividende“ in Form von Rabatten oder Tickets erhalten. „Wenn ein Stromberg-Film innerhalb von Stunden die Finanzierung über Crowd-Funding sicherstellt, dann wird die Weberei auf diese Weise auch das ein oder andere Highlight organisiert bekommen“, so Steffen Böning. Generell solle die Weberei mit anderen Kulturveranstaltern in einen stärkeren Austausch treten.