Antifa befürchtet Ausverkauf der Weberei
Kreisplenum plädiert für mehr Geld von der Stadt
Zweifel an einer möglichen Übergabe der Weberei an einen neuen Betreiber hegt das antifaschistische Kreisplenum. Die Stadt sucht für die Weberei einen neuen Träger. Die bisher für den Betrieb verantwortliche PariSozial ist zum Jahresende raus. Eine Allianz aus CDU, Grünen, UWG, BfGT und FDP hatte erfolgreich für ein Ende der Zusammenarbeit mit PariSozial plädiert. Die Politik versagte PariSozial den geforderten Zusatzzuschuss von 100.000 Euro und beauftragte die Stadt Gütersloh den Mietvertrag zu kündigen.
Für Ulrike Schüler vom antifaschistischen Kreisplenum nichts Neues: „Seit 30 Jahren hat Gütersloh die Weberei. Alle Jahre wieder hören wir: Sie steht vor dem Aus, ein neues Konzept, ein neues Trägermodell, ein neues Programm muss her. Und das nicht, weil es der Weberei an Gästen mangelt.“ Man müsse sich nur die Raumbelegungspläne anschauen, um zu erkennen, dass die Bevölkerung die Weberei intensiv nutze, heißt es in einer Mitteilung des Kreisplenums. Wahrgenommen würden in der Öffentlichkeit die Discos und der Kneipenbetrieb – vergessen würden gern die Senioren-Gymnastikkurse, die Sprachkurse, die Gütersloher Tafel, die Treffen der IG Metall oder der Gesellschaft für Natur und Umweltschutz, die Kurse der Kinder- und Jugendarbeit, die die Räume der Weberei ab 9 Uhr nutzten.
PariSozial habe kein Geld verpulvert, sondern festgestellt, dass mit den Fördergeldkürzungen von 100.000 Euro in den vergangenen drei Jahren der Betrieb nicht möglich sei, erklärt Ulrike Schüler. Das Prinzip der Soziokultur sei es, Gruppen, Organisationen und Vereinen Räume und Mittel kostenlos zur Verfügung zu stellen, um ihnen ihre Arbeit erst möglich zu machen. Zu glauben, die Gastronomie könne die Defizite im kultur- und soziokulturellen Bereich auffangen, sei naiv. Sicherlich seien in den vergangenen 30 Jahren auch „verheerende“ Fehler gemacht worden. Doch jetzt aus der Weberei eine „Ballerbude ohne jegliche Fürsorgepflicht“ zu machen, sei verheerender.
Eine Betriebsübergabe an einen noch zu findenden neuen Träger könne es nach derzeitigem Stand der Dinge nicht geben. Die PariSozial sei aufgefordert, die Weberei zum 31. Dezember ausgeräumt und besenrein zu verlassen. Weil diese Aufforderung einer Betriebsabwicklung gleichkomme, müsse PariSozial ab Juli den Mitarbeitern fristgerecht kündigen. PariSozial werde den normalen Betrieb spätestens im November einstellen müssen, um die Vorgaben der Stadt zu erfüllen. Das technische Equipment in Halle, Kesselhaus, Werk II, die Küchenausstattung, Theke, Bestuhlung, Inventar in Büros und Seminarräumen müsse raus, denn sämtliches Inventar ist von PariSozial 2007 aus der Insolvenzmasse gekauft, vieles neu angeschafft worden und müsse nun nach Willen des Stadtrats verschwinden. Veranstaltungen könnten dann weder durchgeführt noch von Kooperationspartnern geplant werden, so das Kreisplenum.Die einzige Möglichkeit, eine tatsächliche Übergabe an einen neuen Träger, der nach Plänen des Rats erst im Oktober gefunden werden soll, realistisch zu machen, wäre die kommissarische Übernahme des Betriebs durch die Stadt selbst.