Telekom investiert ins Breitband

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Neue Westfälische, Gütersloh, Mittwoch 05. November 2014

Millionenbetrag für die Aufrüstung der Straßenverteilkästen / Stadt plant weiteren Glasfaserausbau

von ludger osterkamp

Gütersloh. Die digitale Zukunft liegt nicht mehr fern. Schon in ein, zwei Jahren wird ein Großteil der Gütersloher schneller als bislang im Internet unterwegs sein können. Möglich macht das die Telekom, die vertraglich zugesichert hat, mehrere Millionen Euro in den Ausbau des Breitbandnetzes zu investieren.

Andreas Poppenborg, Geschäftsführer des kommunalen Zweckverbandes Infokom Gütersloh, sagte gestern, die Telekom werde binnen der nächsten drei Jahre annähernd 70 Prozent der Straßenverteiler (Kabelverteilzentren, KVZ) im Kreis Gütersloh mit Glasfaser aufrüsten. In Gütersloh liege der Wert gar nahe der 100 Prozent. Allein die Nähe vieler Haushalte zu diesen Verteilern werde vielfach zu höheren Geschwindigkeiten führen.

Das Erfreuliche daran, so Poppenborg: Die Telekom plane diesen Ausbau ohne öffentliche Förderung. "Sie investiert komplett auf eigene Kosten." Bewirkt habe dieses Engagement allein die Ankündigung des Kreises und seiner 13 Kommunen, den Breitbandausbau massiv vorantreiben zu wollen. "Schon das hat offenbar zu einem höheren Konkurrenzdruck geführt. Die Telekom will am Ball bleiben."

Die Vereinbarung mit der Telekom ist Teil eines Masterplanes, den sich der Kreis gegeben hat. Dieser Plan sieht vor, Haushalte und Firmen binnen der nächsten zehn Jahre möglichst flächendeckend an das Glasfasernetz anzubinden, mit Bandbreiten von 50 MBit und mehr. Für die Stadt Gütersloh geht dessen Wirtschaftsförderer Rainer Venhaus sogar von viel höheren Übertragungsraten aus. Venhaus sprach von einer Komplettversorgung mit Glasfaser bis 2025 mit Geschwindigkeiten von 500 MBit und mehr. "Das ist das Ziel." Für die 45.176 Haushalte in Gütersloh seien 1.041 Kilometer Leerrohre (Glasfaser) erforderlich: 579 bis zu den Grundstücken und 462 von der Grundstücksgrenze bis ins Haus.

Von den 365 Kabelverzweigern in Gütersloh wird die Telekom laut Venhaus 360 aufrüsten. Sie fange nächstes Jahr damit an. Es sei dann Sache der Stadt, zu entscheiden, wie es von diesen KVZ aus weitergehe. "Wie viel Geld wollen wir dafür in die Hand nehmen? Und wo fangen wir an?" Im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Immobilienwesen, in dem Poppenborg und Martin Fornefeld von der Beratungsfirma Micus (Düsseldorf) den Masterplan präsentierten, waren sich die Politiker einig, dass ein "schnelles Netz" ein wesentlicher Standortfaktor für eine Kommune sei - für die Gewerbebetriebe, aber auch für die Haushalte. Stadtbaurat Henning Schulz kündigte an, für die Januar-Sitzung des Ausschusses ein Papier vorzulegen, das Eckpunkte für eine "koordinierte Netzplanung" enthält. Fest steht: Die Stadt wird reichlich Steuergeld in die Hand nehmen müssen.

  • Erstens: Zwischen 2,7 und 7,5 Mio. Euro kostet es, die Glasfaser in Gebiete zu bringen, die außerhalb der Kernstadt liegen, aber noch dicht besiedelt sind. 173 Kilometer Leitung wären dafür nötig. Die Kosten schwanken, weil sie vom Vorgehen abhängen: Buddelt die Stadt selber oder kann sie die Strippen bei ohnehin geplanten Baumaßnahmen mitverlegen lassen? Letzteres ist billiger, verlangt aber oft mehr Geduld.
  • Zweitens: Zwischen 1,9 und 4,2 Mio. Euro wird es kosten, die Gewerbegebiete anzuschließen, Grund für die Schwankung siehe oben. Schulz und Venhaus sehen hier besonders dringenden Bedarf.
  • Drittens: Annähernd eine Million Euro kostet es, jene Peripherien anzubinden, für die sich keine Leitung lohnt: Mit Hilfe alternativer Techniken wie Richtfunk oder Satellit.
  • Bei diesen drei Aspekten denkt die Stadt in Zeiträumen, die nicht mehr allzu weit entfernt liegen. Beim vierten, der "Beschleunigung der Innenstadt", verhält es sich anders.

  • Denn, viertens: 95 Prozent der Innenstadt sind derzeit noch recht gut mit den Kupferkoaxialkabeln von Unitymedia versorgt. Es ermöglicht Raten von 50 bis 100 MBit. Zudem, so Venhaus, hat Unitymedia eine neue Zentralsoftware angekündigt, die die Leistung auf 150 bis 200 Mbit treibt. Das aber sei Ende der Fahnenstange und insofern in einigen Jahren überholt. Für einen echten Quantensprung helfe danach nur noch die Glasfaser. Für das neue Baugebiet Krullsbachaue hat sich das die Stadt laut Geno-Chefin Heike Winter übrigens vertraglich festschreiben lassen.