Ein kurzer Abriss der Vorstellung der Böning-Brüder

  • 14 August 2013
  • Gast (nicht überprüft)

Die Brüder Tim und Steffen Böning warben öffentlich für ihr Konzept zur Übernahme der Weberei. Eingeladen waren die interessierten Bürger ins Parkbad. Draußen. Eine große Handvoll war gekommen. Immerhin liegt der Termin mitten in den Sommerferien.

Mit lockerer Lippe und als Maskottchen für Kulturerfahrung moderierte Comedian Simon Gosejohann, befreundet mit den Böning-Brüdern. Alle drei erklärten ihre enge Verbundenheit mit der Weberei seit Jugendlichentagen. „Wenn es die Weberei nicht gibt, bin ich seltener in Gütersloh, das kann ich meinen Eltern nicht zumuten“, so Gosejohann. Das Engagement für die Weberei sei bürgerschaftliches Engagement, Reden allein am Biertisch gehe nicht, Ziel sei es, die Weberei in einem Jahr nicht wiederholt vor der Pleite stehen zu lassen. Die Bewerber-Brüder führen immer wieder das Wort „Bürgerkiez“ im Munde, wenn sie von der Weberei sprechen.

Es wird Veränderungen geben, fragt Gosejohann, was heißt das für das Weberei-Team, für die Mitarbeiter? Gespräche werde es mit allen geben, immer mit der offenen Ansage, dass Veränderungen anstehen werden. Beide hätten viele Berater, die geholfen hätten, das Konzept zu erstellen. Man wolle damit aber den Weberei-Mitarbeitern nicht die Kompetenz absprechen. Wie viel werdet ihr investieren, fragt Gosejohann, wollt ihr mit der Weberei reich werden? Nein, reich werden wollen sie nicht. „Wir werden investieren, und zwar werterhaltend.“ Am aktuellen Finanzmarkt sei es nicht schwer, zur Zeit Investoren zu finden. „Wir sind gute Kaufleute und passen auf, dass das Geld nicht am Ende versenkt ist.“ Nur so sei die Weberei erfolgreich zu führen.

 

Gosejohann fragt nach der Gastronomie, ob diese den beiden wichtig sei?

Sie wollen keinen Dienstleister, sondern „Partner im Management“. Und stellen dann Andreas Oehme vor, der bereits als „Kulturgastronom“ mit sternzeit-catering.de in Bielefeld tätig ist. Oehme wird gefragt „warum jetzt die Weberei“ in sein Portfolio aufgenommen werden soll? Weil er seine Erfahrung, seine Kreativität einbringen könne in den Erhalt und die Verbesserung der Weberei. (Vorab wurde immer mal wieder die „kalte Pizza“ oder das vergessene Bier eingeflochten und im geistigen Auge der Zuhörer hervorgerufen.) Die Gastronomie in der Weberei solle „kein eigenes Geschäft“ werden. Es stehe das Gesamtinteresse im Vordergrund, man müsse die Weberei in der Gesamtheit nach vorne schieben.

 

Warum seid ihr dafür besser geeignet als andere Bewerber?

Der Ansatz sei der einer Kiezkneipe, das, was dort bereits vorhanden ist, wolle man besser machen, auch den gastronomischen Ansatz ausweiten auf mögliche andere Events, wie die interne Verpflegung, Tagungen, es sei der Mix, der mitgebracht werde, man wolle die Weberei nicht eindimensional aufpäppeln.

 

Welche Entscheidung wird die Politik Ende September fällen, was glaubt ihr, fragte Gosejohann.

Die Vorschläge seien alle gut. Der Vorschlag der Böning-Brüder bringe den Charme mit, dass man die Weberei überregional bekannt machen wolle, in Konkurrenz treten wolle mit Bielefeld. Warum nicht mal „Bundesliga“? Viele Kulturangebote in Bielefeld würden schließen, da könne man jetzt den Ruf in Gütersloh verbessern und im Angebot erweitern. Angeführt wurden die Raumgrößen und die Räume, die bisher „unentdeckt“ geblieben seien. Es sei ein mittelgroßer Level erreicht an Angebot, das man ausreizen könne. Die Weberei müsse eine Nummer größer werden als bisher. Es reiche nicht, am Konzept, etwas mehr nach links oder rechts zu justieren – jetzt müsse die Größe her. Es gehe dabei um die Weberei als Ganzes, nicht um kleine Teilerfolge: Party, Programm, Sozial = die Weberei müsse im Ganzen funktionieren. Wenn sie größer würde, käme auch der Erfolg.

 

Dann kommt das Trio (mit Oehme Quartett) zum Thema des Tages: Die Bürgerumfrage.

Diese wurde auf der Plattform der „Bomber der Herzen“ durchgeführt (warum eigentlich keine eigene Seite?) Motto: www.buergerkiez.de das wünsche ich mir von der Weberei? Hier waren die Gütersloher aufgerufen, ihre Überlegungen, Wünsche, Kritik etc. online einzubringen. (Problematisch war nur, dass man die Wünsche aufschreiben konnte, hatte man die abgeschickt, waren sie verschwunden, nicht mehr lesbar – ebenso wenig wie die Wünsche möglicher anderer Eingeber. Ein offener Austausch war das leider nicht.) Die Seite mit den Wünschen wurde dann immerhin eine Stunde nach der Veranstaltung öffentlich geschaltet: Man habe bei der Ausarbeitung des Konzeptes bei vielen anderen Trägern und Experten nachgefragt. Nahegelegen habe aber doch, die Bürger selbst nach ihren Wünschen zu ihrer Weberei zu befragen. Man könne kein Konzept von Berlin nach Gütersloh übertragen, hieß es zudem.

„Wir sind Gütersloher von Herzen – und Gütersloh bleibt Gütersloh“ (Kaff oder Kosmos eben.)

Bürgerbeteiligung schreibe man ja sehr schnell in Präsentationen, so Böning. Hier sei sie real gemacht worden. Zudem sehe das Konzept auch einen Bürgerstammtisch vor, der etabliert werden solle. Bei allen Stammtischparolen über die Weberei und mögliche Mängel dort im Kopf – die Ergebnisse der Bürgerbefragung hätten erstaunt ob der Qualität und Liebenswürdigkeit der Bürger ihrer Weberei gegenüber. Flugs hatte das Trio auch die TOP 5 der Bürgerwünsche gelistet. Der Spannung halber, begann man mit dem Countdown von hinten:

  • Platz 5: Management Professionalität
  • künftiges Vermeiden von Lenkungsfehlern

  • Platz 4: Ambiente
  • Alles soll schöner werden, von den Toiletten, über Sauberkeit bis hin zu Schaffung von Kinderspielmöglichkeiten

  • Platz 3: Party
  • „Party sei als Begriff in fast jeder mail vorgekommen“ Kids wollen nicht nach Bielefeld, sie müssen auch nicht mehr, wenn die Weberei in Gütersloh ein besseres Angebot mache.

  • Platz 2: Kultur-Programm
  • Es sei kein Weberei-Bashing betrieben worden, aber: Wunsch nach Ausbau höherwertiger Reihen oder bestehende Reihen sollen ausgebaut werden, neue frische Gesichter sollten geholt werden, man solle mehr Programm über den ganzen Tag anbieten; Vieles an Angebot sei nicht bekannt.

  • Punkt 1: Gastronomie
  • „Essen und Trinken“ ist der Bauch der Weberei. Kultur ist das Herz.“ - sagte der Gastronom Oehme. Gewünscht sei von den Bürgern eine bessere (klare) Karte, ein besserer Biergarten, mehr Schirme gegen Sonne. Dass die Bewerber den Punkt 1 der Bürgerwünsche „Gastronomie“ ganz besonders gerne sehen, demonstrieren sie deutlich, indem die Nummer 1 als Plakat sichtbar oben auf dem alten Sprungturm angebracht wird. Gleich neben dem Rettungsring mit der Aufschrift „Gütersloh“.

 

Noch Fragen im Publikum? Nur zwei:

  1. Wo ist der Unterschied zum „Eventgastronom“ im Theater?
  2. Antwort: Wir kennen die Bedürfnisse unserer Kunden, sie seien keine Eventgastronome im Sinne des Theaters.

  3. Wie wollen Sie ein anderes Publikum etwa aus dem Theater in die Weberei holen?
  4. Antwort: Keine neue Klientel holen, das Ganze nur besser machen, die Form der Kultur, die dorthin passe, besser machen, eine breite Fläche bieten, eben Bürgerkiez.

Tim Böning zum Abschluss: "Jeder liebt die Weberei, unabhängig vom „Spektrum“. Auch wir (Böning-Brüder) sind Schlipsträger und Turnschuhträger."

Anschließend hieß es: der Dialog ist eröffnet, beim Freibier können wir ja noch gemeinsam ins Gespräch kommen......