Die Telekom begräbt die Zukunft

  • 4 April 2015
  • jdroop

Mehrere Zeitungen berichteten über den derzeit in Gütersloh stattfindenden Netzausbau für ein schnelles Internet, das Verlegen der Glasfaserleitungen und den Überbau der Kabelverteiler (KVZ) mit aktiver Technik für das sogenannte Vectoring. Die von dort sternförmig verlaufenden Teilnehmerleitungen verbleiben als Kupferleitung.

Hier liegt das Problem, denn die von der Telekom versprochenen 100Mb/s Bandbreite werden voraussichtlich nur wenige Teilnehmer bekommen, da die erreichbare Datenrate abhängig von ihrem Abstand zum KVZ ist. Der Bandbreitenverlust könnte durch konsequenten Ausbau mit Glasfasertechnik auch für die letzte Meile behoben werden. Mit der nun installierten Vectoring-Technik wird dies jedoch in die ferne Zukunft verschoben. Gütersloh droht, den Anschluss zu verlieren – das ist die Kritik von ‚Demokratie wagen!‘.

Mit Hilfe der Vectoring-Technik will sich die Telekom als alleiniger Anbieter etablieren und Konkurrenz durch Kommunen oder regionale Netzanbieter vom Markt drängen. ‚Demokratie wagen!‘ hatte dagegen schon vor einem dreiviertel Jahr ein Leerrohrnetz in kommunaler Trägerschaft beantragt, vorrausschauend zur Nutzung für ein umfassendes Glasfasernetz von Netzbetreibern, die im Wettbewerb zu einander stehen – mit der jeweils neuesten Technik. Leider ist die Stadt bis heute nicht in der Lage, dafür ein Konzept vorzulegen, obwohl sie es öffentlich in Ausschusssitzungen und Pressemitteilung angekündigt hatte. Über den Antrag wurde noch nicht einmal abgestimmt!

Nun verlegt die Telekom eigene Leerrohre und installiert die für sie nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten günstigste Technologie. Kurzfristig wird so die Bandbreite gesteigert, zukunftsfähig ist das jedoch nicht. Die Stadt Gütersloh wird gar nicht erst gefragt – wieder eine Zukunftschance vertan!

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Leserbrief Neue Westfälische am 2. April 2015

Kupferkabel sind Bremsen

Mit dem Breitbandausbau in Gütersloh befasst sich dieser Leserbrief. Der Autor greift die Kritik der Bürgerinitiative "Demokratie wagen" daran auf ("Wieder eine Zukunftschance für Gütersloh vertan", NW vom 31. März).

Die Bedenken und Befürchtungen der Initiative "Demokratie wagen" können wir nur bestätigen. Im Gewerbegebiet Süd, Hans-Böckler-Straße, bietet die Telekom nur eine 3.000-er Leitung, deren effektive Leistung noch niedriger liegt. Umfangreiche Datenmengen benötigen immens viel Zeit bei der Übertragung. Nach mehreren Telefonaten konnte die Telekom auch langfristig keine positive Änderung zusagen. Grundtenor: Für so wenige Anschlüsse lohnt sich die Investition auf Glasfaserkabel nicht.

Durch einen Anbieterwechsel wurde auf eine 16.000-er Glasfaser-Leitung umgestellt. Da die letzten paar hundert Meter aber durch ein Telekom-Kupferkabel laufen, ist die effektive Leistung geringer als 16.000, aber immer noch deutlich höher als bei der Telekom. Quintessenz: Was nutzt mir die hohe Leistung von 100 Megabit pro Sekunde am Kabelverzweiger, wenn viele Bremsen (Kupferkabel) eingebaut werden. Wie sagte schon der Altkanzler Gerhard Schröder: "Entscheidend ist das, was hinten rauskommt" - und das ist in Gütersloh nicht viel.

Udo Reis
33334 Gütersloh