Landrat Adenauer übernimmt

  • 1 May 2023
  • jdroop

Wir von der Initiative Demokratie wagen sind besorgt über einige Berichte und Vorgänge in und über Gütersloh. Am Platz vor dem Rathaus findet ein massiver Polizeieinsatz statt mit dem Ziel, gegen die Drogenszene dort vorzugehen. Dies alles vor dem Hintergrund von Presseberichten in den letzten Tagen und Wochen zur Szene dort, initiiert von Anwohnern und begleitet von Leserbriefen. Damit werden faktisch alle Migranten, die dort verweilen, unter Generalverdacht gestellt und kriminalisiert.

Hinzu kommt eine spontan wirkende Aktion unseres Landrats Adenauer, der sich mal eben in einem Brief an unsere Lokalpresse über die dreckigen Zustände am Bahnhof beschwert und so kraft seines Namens und seines Amtes einen Säuberungsaktionismus der Deutschen Bahn auslöst. Dafür erhält er viel Beifall in lokalen und sozialen Medien.

Die Verbindung zur Situation vor dem Rathaus stellt dann Jeanette Salzmann von der Neuen Westfälischen in einem online-Wochenkommentar (guetersloh@newsletter.nw.de vom 27.4.23) her, in dem sie ihn auffordert: Landrat, übernehmen Sie! So setzt sie die Menschen vor dem Rathaus mit dem Dreck am Bahnhof gleich. Nur Stunden später dann der Polizeieinsatz auf dem Konrad-Adenauer-Platz, dem nun auf Geheiß von Sven-Georg Adenauer als Chef der Kreispolizeibehörde eine "strategische Fahndung" folgen soll, um den "Machenschaften" entgegenzutreten. Die erneute Stigmatisierung der Migranten dort nimmt er in Kauf.

Wieso geht Adenauer mit polizeilichen Maßnahmen gegen eine Szene vor, die sozialarbeiterischer Anstrengungen bedarf, wie z.B. Streetworker, bevor der Polizeiknüppel gezückt wird? Wieso mischt er sich als Chef des Kreises in kommunale Angelegenheiten ein? Und wieso werden Leute aus der Stadtgesellschaft, also Sozialverbände, Ehrenamtliche oder der Integrationsrat, nicht eingebunden, um die Integration mit all ihren Problemen zu meistern? Wir sind eine Großstadt in einem Einwanderungsland. Es braucht die Gesamtgesellschaft für das Gelingen des Zusammenlebens, keinen einsamen Sheriff aus dem Kreis Gütersloh.